Lehrer auf vier Pfoten

Grundschule Föhrste setzt auf Tiergestützte Pädagogik

 

Bruno ist der neue Held an der Grundschule Föhrste. Alle Kinder lieben die neue „pädagogische Fachkraft“. Er ist Seelentröster, Lernbegleiter und Ruhespender. Bruno ist jedoch kein Mensch, sondern ein zweijähriger Labrador.

 

Matheaufgaben machen mit Bruno viel mehr Spaß

Seit Anfang März ist der Labrador Bruno Mitglied der Schulgemeinde in Föhrste. Und das kam so: Grund-schullehrerin Jessica Hüpper ist Brunos Frauchen und hat viel über Tiergestützte Pädagogik gelesen. Im Januar 2016 begann sie mit Bruno die Ausbildung zum Schulhund. Nachdem zunächst die Schulleiterin Angelika Hesse, in einer Gesamtkonferenz das Lehrerkollegium und der Schulvorstand ihre Zustimmung erteilt haben, erarbeitete Jessica Hüpper ein Konzept.

 

Brunos Aufgabe besteht nicht darin, den Kindern Schulstoff zu vermitteln. „Er macht die Kinder vielmehr stark und selbstbewusst. Der Hund trägt zum Zusammenhalt der Klasse bei. Es ist Konsens, dass Bruno toll ist. An ihm wird soziales Verhalten trainiert. Bruno ist es egal, welche Kleidung die Kinder tragen, wie sie sprechen oder welche schulischen Leistungen sie erbringen. Der Hund nimmt alle Schüler ohne Vorbehalte an“, sagt Lehrerin Jessica Hüpper.

Tiere als Therapeuten wurden erstmals vor rund 40 Jahren in den USA eingesetzt. Ein amerikanischer Kinderpsychotherapeut entdeckte, dass psychisch kranke Kinder viel besser ansprechbar waren, wenn ein Hund im Raum war. Seit Ende der 1970er Jahre wird weltweit auf dem Gebiet der Tiergestützen Therapie geforscht. Auch in Deutschland werden seit einigen Jahren Tiere wie Delfine, Pferde oder Hunde als Co-Therapeuten eingesetzt. Hunde sehen mehr als Lehrer und reagieren genauer auf den Seelenzustand eines Menschen, sagen Therapeuten. In Deutschland werden die „Co-Pädagogen“ auf vier Pfoten bereits an verschiedenen Schulen eingesetzt. Die Tiere motivieren vor allem Kinder mit Lernschwierigkeiten, ihre Aufgaben besser zu lösen.

 

Bruno ist auch ein guter Zuhörer

Die Anwesenheit von Bruno hat auch in der Grundschule Föhrste erfreuliche Auswirkungen auf den Alltag im Klassenzimmer. Die Schüler lernen Rücksicht zu nehmen und sich an Regeln zu halten. „Wir achten auf mehr Ordnung im Klassenraum. Wenn z.B. eine Reiszwecke oder ein Anspitzer auf dem Boden liegen, könnte Bruno das fressen und sich verletzten“, erklärt ein Schüler aus der vierten Klasse. Keins der Kinder will, dass Bruno zum Tierarzt muss. Es ist viel leichter den Stuhl leise in den Sitzkreis zu tragen, als wenn die Lehrerin schon zum dritten Mal „Pst“ sagt.

 

Bevor Bruno regelmäßig am Unterricht der vierten Klasse teilnahm, wurde das Thema „Hund“ im Sachunterricht behandelt. Die Kinder lernten wichtige Bruno-Regeln zum Schutz von Kind und Hund kennen. Die Bruno-Regeln stellten die Viertklässler allen anderen Klassen vor. „Es gibt in der Klasse auch den „Hundedienst“. Wenn man „Hundedienst“ hat, darf man Bruno morgens vom Auto abholen, ihm frisches Wasser in den Hundenapf geben, den Hundeplatz vorbereiten und das Hundeschild an die Tür hängen. So weiß jeder, dass Bruno da ist“, erklären die Schüler der vierten Klasse begeistert.

Allerdings ist nicht jeder Hund für den Einsatz im Klassenzimmer geeignet. Knurren, schnappen oder gar beißen dürfen sie auf gar keinen Fall. Die Tiere müssen es ertragen können, dass 20 Kinderhände nach ihnen greifen oder ein Stuhl mit lautem Knall umfällt. Seit über einem Jahr bereitet Frau Hüpper sich und ihren Hund Bruno auf diese Arbeit vor.  

Bruno wird künftig an maximal zwei Tagen in der Woche die Schule besuchen. Die meiste Zeit soll er einfach mit seiner Anwesenheit die Atmosphäre in der Klasse positiv beeinflussen. Vereinzelt wird er auch aktiv in den Unterricht mit einbezogen, z.B. durch das Würfeln von Matheaufgaben oder das Apportieren von Aufgaben. Diese Phasen sind immer ein großes Highlight für die Schüler.